Auf Zugfahrten durch das Ländle fallen zunehmend Photovoltaik-Freiflächenanlagen auf. Die Korridore entlang von Bahnstrecken oder Autobahnen sind neben Deponien oder Industriebrachen mögliche Orte zum Errichten eines Solarparks. Auch ehemalige Militärgelände, deren Böden möglicherweise kontaminiert sind, gehören zu den Konversionsflächen, die durch die Umnutzung zu den energieeffizienten Anlagen eine Aufwertung erfahren. Dass Photovoltaik im Freiland wirtschaftlich und zugleich umweltfreundlich sein kann, beschreibt das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg in seinem neuen Infoblatt zu Solarparks und verweist in diesem Zuge auch auf die Selbstverpflichtung “Gute Planung” des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft e.V. sowie das gemeinsam erstellte Papier von Naturschutzbund und Bundesverband Solarwirtschaft e.V.
Um Transparenz und Akzeptanz für die solare Energiegewinnung im Freiland zu schaffen, muss eine frühzeitige Planung stattfinden, an der die Kommunen und Menschen beteiligt sind. Der Energieatlas BW, den die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) zur Verfügung stellt, ist allen zugänglich und zeigt, wo ermitteltes PV-Freiflächen-Potential besteht. Nach Genehmigung der Anlage setzen Projektentwicklungsbüros das Projekt meist innerhalb weniger Monate um und die aktuell gültige EEG-Vergütung wird für 20 Jahre Nutzung erhalten – zuzüglich dem Inbetriebnahmejahr. Bis auf die Wechselrichter weisen die Bestandteile dabei sogar eine wesentlich längere Lebensdauer auf; bei den PV-Modulen etwa wird von über 30 Jahren gesprochen. Ist das Ende der Nutzungsdauer des Solarparks erreicht, können die Bestandteile einschließlich Kabel und Fundamente in ihrer Gesamtheit schnell und unkompliziert rückgebaut werden.
Werden bei der Installation der Modulreihen Abstände für besonnte Streifen eingehalten, ist schon ab 2,5 Metern eine größere Biodiversität nachzuweisen. Zusätzlich können Insektenhotels, sandige Bereiche und blütenreiche Nährpflanzen in den Solarpark mit eingebracht werden. Nicht nur Sechsfüßer, sondern ebenso bodenbrütende Vogelarten und gefährdete Reptilien profitieren von den störungsfreien Lebensräumen, die an Stelle von stark bearbeiteten Landwirtschaftsflächen entstehen können. So werden die Böden entlastet und zum Beispiel mit gebietsheimischem Saatgut versehen, um die lokale Fauna zu bereichern. Hinzu kommt, dass die Flächen durch die Umnutzung zu PV-Freiflächenanlagen keine Versiegelung erfahren. Es sollte eine ausreichende lokale Versickerung der Niederschläge konstruktiv gewährleistet sein, sodass das Wasser in der Fläche verbleibt.
Nicht nur die Artenvielfalt zieht einen Nutzen aus den Biodiversitäts-Solarparks. Auch der kommunale Haushalt profitiert direkt von der Freiflächen-PV-Anlage innerhalb seiner Gemarkung, sei es durch direkte Pachteinnahmen, anfallende Gewerbesteuer oder eine zusätzliche Gewinnabgabe des Betreibers in Höhe von 0,2 Cent pro Kilowattstunde eingespeisten PV-Stroms. Freiflächen-Solarstrom kann die tiefsten Stromgestehungskosten erreichen, wie das Fraunhofer ISE in einer Studie zeigt. Diese liegen bei 4 bis 7 Cent pro Kilowattstunde. Das gilt nicht ausschließlich für PV-Module an Land: Floating-PV-Anlagen schwimmen mit langlebigen Unterkonstruktionen auf ehemaligen Baggerseen und anderen ungenutzten Wasserflächen.
Für einen tieferen Einblick in die Vorteile von Photovoltaik-Freiflächenanlagen und den Prozess bis zur Errichtung eines solchen Solarparks empfiehlt sich der Besuch der entsprechende Seite des PV-Netzwerks Baden-Württemberg, wo auch ein Ablaufschema mit den zehn Geboten der Freiflächenphotovoltaik zum kostenlosen Download bereitsteht.
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