Am 22. Juni 2023 konnte Rheinstettens Bürgermeister Michael Heuser fast 250 Bürgerinnen und Bürger zu einem Informationsabend begrüßen, bei dem die aktuellen Überlegungen der Stadt zu einem weiteren Wärmenetz vorgestellt wurden. Mit einer breit angelegten flankierenden Werbekampagne unter dem Titel saudurchsdorf.com war es offenbar gelungen, Neugier und Interesse für das Thema zu wecken – und dem Feedback zufolge hatte es sich für allermeisten Besucherinnen und Besuchern gelohnt.
Empfangen wurde sie mit einem Luftbild von Mörsch, auf dem sie mit einem bunten Klebepunkt ihr Haus markieren durften: Wer ein Wärmenetz für sein Wohngebiet befürwortet, bekam einen grünen Punkt, Gegner einen roten und die Unentschlossenen, die sich erst einmal ein Bild machen wollten, klebten einen blauen Punkt. Entsprechend munter war dann auch die Atmosphäre, als Bürgermeister Heuser eingangs einen Appell für den zügigen Ausbau kommunaler Wärmenetze mit klimafreundlichen Energiequellen formulierte.
Im Infoteil gab zunächst UEA-Bereichsleiter Karsten Thiel einen generellen Überblick über die Chancen von Wärmenetzen und anderen CO2-freien Energiequellen für die Stadt und ihre Bürgerschaft. Die UEA begleitet Rheinstetten seit Jahren bei ihren Klimaschutzprozessen und hatte die Veranstaltung mitorganisiert.
Anschließend stellte Patrick Schweizer von der IBS Ingenieurgesellschaft den konkreten Planungsstand vor und wies darauf hin, dass ein Wärmenetz für das Neubaugebiet Bach West bereits beschlossene Sache sei. Am heutigen Abend wolle er deshalb ein mögliches weiteres Wärmenetz betrachten, das vor allem für das Gebiet Tiefgestade, bei großem Interesse seitens der Anwohnerschaft aber eventuell auch darüber hinaus sinnvoll sei. Dieses Netz könne unter anderem auf überschüssige Wärme aus der Heizzentrale des Schulzentrums, Abwärme aus der Kläranlage und eine Großwärmepumpe in Verbindung mit Photovoltaikanlage und Wärmespeicher zurückgreifen. Das endgültige Ausbauszenario hänge allerdings maßgeblich davon ab, wie viele Haushalte sich letztendlich an das Netz anschließen wollen.
Wie eine mögliche Entscheidung für die zukunftssichere individuelle Wärmeerzeugung für einen Privathaushalt getroffen werden kann, verdeutlichte danach Matthias Haas vom Büro BAUcon. Als Energieberater kommt er in viele Häuser im Landkreis und konnte konkrete Praxistipps geben, wann sich der Anschluss an ein Wärmenetz lohne und wann dann doch eher eine Wärmepumpe sinnvoll sei. Dabei wies er ausdrücklich darauf hin, dass Haushalte, die an ein kommunales Wärmenetz angeschlossen seien, künftigen Verschärfungen der Klimaschutzauflagen und der Erhöhung eines CO2-Preises gelassen entgegensehen könnten: Hier sei nämlich der Netzbetreiber in der Pflicht, mögliche neue Auflagen zu erfüllen.
In der anschließenden ausführlichen Fragerunde gingen die drei Referenten und auch Bürgermeister Heuser auf zahlreiche Fragen ein. Am häufigsten wurde nach konkreten Kosten für einen Anschluss an das Wärmenetz und den künftigen Wärmepreis sowie einem konkreten Datum für die Inbetriebnahme gefragt. Hier wurden die Referenten nicht müde darauf hinzuweisen, dass man mit der Infoveranstaltung den ersten Schritt in einem Dialog mit der Bürgerschaft gemacht habe und nun klären müsse, wie viele Haushalte denn nun prinzipiell an einem Anschluss interessiert seien. Erst mit diesen Informationen könne man dann in eine sinnvolle Trassenplanung und damit auch in eine Kostenkalkulation gehen. Auch wenn manche sich enttäuscht zeigten, noch keine konkreteren Angaben zu hören, sprach sich doch eine große Mehrheit für den beschleunigten Ausbau der kommunalen Wärmenetze aus.
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