Das fünfte Video unserer Reihe „Nachhaltige Projekte im Landkreis“ stellt ein Wasserkraftwerk vor: nicht in Skandinavien, sondern Strom aus Wasserkraft im Landkreis Karlsruhe. Im Jahr 2010 wurde im Pfinztaler Ortsteil Söllingen am Wehr Walther eine Wasserkraftanlage in Betrieb genommen, die seitdem ungefähr 200 MWh klimaneutralen Strom pro Jahr liefert. Betreiberin ist die Wasserkraft Pfinztal GmbH & Co. KG, die zu 51 % von der Gemeinde gehalten wird. 20 % der Anteile hat die EnBW Regional, die restlichen 29 % sind in der Hand von 6 Privatpersonen.
Das Prinzip „Strom aus Wasserkraft“ des Kraftwerks ist denkbar einfach: Wasser fällt dort 3,30 m in die Tiefe, dabei wird die potenzielle Energie in einer Turbinenschnecke in elektrischen Strom umgewandelt. Die Turbine hat eine maximale Leistung von 55 kW und kann im Durchschnitt etwa 60 Haushalte mit grünem Strom versorgen. Dass die Turbine nicht durchgängig ihre theoretische Maximalleistung erbringt, hängt maßgeblich von der Abflussmenge und -geschwindigkeit ab. So verschlechtern die zunehmend trockenen Sommer schon mal die Bilanz, wenn zu wenig Wasser die Turbine antreibt. Sobald weniger als 250 Liter pro Sekunde abfließen, muss die Anlage abgeschaltet werden, da sonst die Fische nicht mehr über die eingerichtete Fischtreppe schwimmen können.
Bis auf diese geringen, witterungsbedingten Einschränkungen steht die Wasserkraft ganzjährig zur Verfügung und ist somit als grundlastfähige Energiequelle besonders vorteilhaft. Da sie außerdem sehr wartungsarm ist und die Erträge komplett in der Region, zu 80 % sogar in der Gemeinde bleiben, wird sie vom Betreiber und dessen Wartungspersonal wie auch in der Bevölkerung sehr positiv wahrgenommen.
Immerhin wird der ins Netz eingespeiste Strom mit 12 Cent pro kWh von der EnBW vergütet. Der Vergütungssatz ist für 20 Jahre garantiert, sodass sich die Investitionskosten von rund 330.000 € in diesem Zeitraum amortisieren. Mit einer erwarteten Lebensdauer von 50 Jahren winken nach der Amortisationszeit noch weitere 30 Jahre willkommene Einnahmen.
Ein Selbstläufer war das Projekt indes nicht. Die Pfinz ist als „Gewässer 1. Ordnung“ im Eigentum des Landes Baden-Württemberg, sodass einige Genehmigungen in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe einzuholen waren. Auch die Gesellschaftsgründung mit allen notwendigen Schritten verursachte damals großen Aufwand. Gelohnt hat sich die Mühe aber allemal: Die Betreiber-Gesellschaft engagiert sich heute neben der Wasserkraftanlage auch beim Ausbau von Photovoltaikanlagen in der Gemeinde Pfinztal und hat beispielsweise die Anlagen auf der Hagwaldhalle und am Bahnhof in Berghausen installiert.
Comments are closed.