Der European Energy Award ist ein europaweites Qualitätsmanagementsystem für kommunalen Klimaschutz, das allein in Baden-Württemberg von über 120 Kommunen zum Controlling genutzt wird. Von den 17 teilnehmenden Städten und Gemeinden im Landkreis Karlsruhe wurden nun fünf in einem “Auditmarathon” von einer externen Auditorin zertifiziert. Die alle vier Jahre wiederkehrende Auditierung ist der wichtigste Meilenstein in dem Prozess, dem eine umfassende Ist-Analyse und einige verwaltungsinterne Workshops und Runden im Gremium vorangegangen sind. Vor allem aber müssen vorher Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt worden sein, denn die Messlatte liegt beim European Energy Award hoch. Das Ergebnis wird am Ende in Prozent der möglichen Punkte angegeben – es gilt: Je höher die Prozentzahl, desto weiter ist die Kommune auf dem Weg zur Klimaneutralität. Auf dem Weg berät die UEA umfassend. Aber nun zu den Protagonisten:
11.11.2024: Stadt Bretten, 68,5 %
Für Bretten ist es die erste Zertifizierung. Und dafür sind 68,5 % der möglichen Punkte extrem gut – tatsächlich hat noch keine Kommune im Landkreis in der ersten Runde so gut abgeschnitten! Besonders fällt die Stadt mit einer ausgezeichneten Ausgangslage auf. Mobilitätskonzept, Energieplanung, Planungen zur Gartenschau 2031 bieten eine erstklassige Planungsgrundlage für die nächsten Jahre. Mit Leuchtturmprojekten wie dem nachhaltigen sozialen Wohnungsbau in der Kleiststraße oder dem Umbau der Pforzheimer Straße werden die Klimaschutzbestrebungen über die Stadtgrenzen hinausgetragen. Das Ziel der Stadt: Mehr als 75 % der Punkte, also den Gold-Status, bis zur Gartenschau 2031. Wir wünschen viel Erfolg!
12.11.2024: Stadt Bruchsal, 73,0 %
Bruchsal ist im European Energy Award ein alter Hase. Seit 2013 nimmt die Stadt teil und hat in ihrem jetzt dritten Audit das höchste Ergebnis im Landkreis Karlsruhe erzielt. Das fest etablierte Energieteam arbeitet kontinuierlich an Klimaschutzmaßnahmen wie dem Nahwärmeausbau durch die Stadtwerke, dem kommunalen Energiemanagement und der Bürgerbeteiligung z.B. durch das Energieforum. Für das nächste Audit ist der Sprung auf über 75 % angestrebt.
13.11.2024: Gemeinde Weingarten (Baden), 62,4 %
Weingarten hat in der ersten Zertifizierung sehr gute 62,4 % erreicht. Vor einigen Jahren führte die Gemeinde kommunales Energiemanagement ein, was in der Folge erhebliche Energieeinsparungen ermöglicht hat. Knapp 50 % des kommunalen Wärmeverbrauchs werden bereits zentral über erneuerbare Energien versorgt – das ist gerade im interkommunalen Vergleich ein sehr guter Wert.
14.11.2024: Gemeinde Pfinztal, 65,8 %
So wie für Weingarten war es auch für Pfinztal die erste Zertifizierung. Beide Gemeinden verbindet, dass hier ca. 50 % des kommunalen Wärmebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Die Stärken der Gemeinde liegen auch im Mobilitätsbereich: Kreuzungsfreie attraktive Radwege verbinden alle Ortsteile miteinander und die Gemeinde ist sehr bemüht die Ortsmitten aufzuwerten, z.B. am Bahnhofsareal in Berghausen. Sehr weit ist die Kommune auch in der Klimawandelanpassung – so schützt das Starkregenrisikomanagement die Bürgerinnen und Bürger vor Extremwetterereignissen.
15.11.2024: Stadt Oberderdingen, 58,3 %
Im ersten Audit für die Stadtverwaltung ist Oberderdingen als die “Sanierungskommune” aufgefallen. In mehreren Sanierungsgebieten werden Bürgerinnen und Bürger in hohem Maße finanziell bei der energetischen Sanierung unterstützt. Das stärkt das Ortsbild und schont Ressourcen, denn anstatt auf der grünen Wiese neue Liegenschaften zu errichten, werden in Oberderdingen solche aus Bestandsgebäuden aufwendig saniert, z.B. die ehemalige Güterhalle als Kindertagesstätte.
Die UEA gratuliert den fünf Kommunen zur erfolgreichen Zertifizierung und wünscht viel Erfolg bei der weiteren Umsetzung. Für alle gilt: Der Fokus muss mehr auf den Ausbau erneuerbare Energien gelegt werden. Keine der Kommunen erreicht mehr als 20 % regenerative Strom- oder Wärmeversorgung über alle Sektoren. Da besteht Nachholbedarf.
Nach dem Auditmarathon muss sich der eea-Berater der UEA, Fabian Siemer, erstmal ein wenig erholen. Das Fazit ist aber unterm Strich sehr positiv.
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