Dass der Landkreis Karlsruhe ein Vorreiter in Sachen Wärmewende im Land ist, hat sich auch bis ins Umweltministerium Baden-Württemberg herumgesprochen. Kein Wunder also, dass der Staatssekretär aus dem Ministerium Dr. André Baumann auf seiner Sommertour durchs Land auch in Bruchsal zu Besuch war, um sich über den Stand des ambitionierten regionalen Wärmeausbaus unterrichten zu lassen. Am Dienstag, 30. Juli 2024, begrüßte ihn Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick im Gewerblichen Bildungszentrum in Bruchsal, wo auch die Heizzentrale des Wärmenetzes „Bruchsal Süd“ untergebracht ist, die einer der Knotenpunkte für das geplante überregionale Wärmenetz sein wird.
Ragnar Watteroth, Finanzdezernent im Landratsamt Karlsruhe, erläuterte am Beispiel der Landkreis-Schule, wie weit man bei der Wärmewende im Landkreis schon gekommen sei, und führte dabei konkrete Beispiele für den Pioniergeist am Bildungszentrum auf. Ein deutlicher Beleg für die Vorreiterstellung der Region ist dabei die Tatsache, dass die Große Kreisstadt Bruchsal Modellkommune für die Erstellung des “Leitfadens Kommunale Wärmeplanung” des Landes-Baden-Württemberg war und auch inhaltlich an der Erarbeitung der Inhalte für den Leitfaden mitgewirkt hat. Zu verdanken hat Bruchsal diese Stellung seine konsequenzen Ausbau von Wärmenetzen wie eben auch “Bruchsal Süd”, bei dem die UEA der Stadt seit Jahren als verlässlicher Partner für die Beratung und Planung zur Seite steht.
UEA-Geschäftsführerin Birgit Schwegle warf dann einen Blick auf die Klimaschutz-Gesamtstrategie des Landkreises zeozweifrei 2035, die sie maßgeblich mit vorangetrieben hat. Nur mit dieser Gesamtstrategie, die der Kreistag mit überwältigender Mehrheit bereits im Jahr 2021 beschlossen hatte, habe man das bundesweit beachtete Projekt des regionalen Wärmeausbaus entwickeln können, das unter Nutzung des Tiefengeothermie-Potenzials im Oberrheingraben Wärmebedarf und Wärmepotenziale der Kommunen im Landkreis solidarisch zusammenführe.
Details des ambitionierten Wärmewendeprojekts “Regionaler Wärmeausbau” beleuchtete dann Oberbürgermeisterin Petzold-Schick.Im Mittelpunkt stand dabei der Stand der Umsetzung der regionalen Wärmetrasse von Dettenheim über Graben-Neudorf und Bruchsal bis Bretten. Sie wird der „Nukleus“ des regionalen Netzes sein, das langfristig große Teile des Landkreises und sogar angrenzende Regionen mit klimaneutraler Wärme versorgen soll.
Die Runde, an der auch der Vertriebsleiter der Stadtwerke Bruchsal Sebastian Heilemann und der Landtagsabgeordnete Ulli Hockberger teilgenommen haben, war sich einig, dass die Tiefengeothermie der Schlüssel für den Ausstieg aus fossilen Energieträgern bei der Wärmeerzeugung ist. Sie steht ohne zeitliche Einschränkung nahezu unbegrenzt zur Verfügung, ist damit grundlastfähig und bietet der Region im Oberrheingraben einen unschätzbaren Standortvorteil, denn kaum anderswo in Deutschland kann sie in diesem Umfang mit vergleichsweise geringem Aufwand erschlossen werden. Dass dabei das Gefahrenrisiko verschwindend gering ist, lässt sich gerade vor Ort in Bruchsal eindrücklich dokumentieren: Die bestehende Anlage läuft von Beginn an störungsfrei und zeigt bei noch so sensibler Messung der Seismik, also der Erschütterungen der Erdoberfläche, geringere Ausschläge als die gut zwei Kilometer entfernt verlaufende Bundesautobahn A5.
Einig war man sich aber auch, dass Landkreis und Kommunen langfristige Planungssicherheit benötigen, um ein ambitioniertes Projekt wie die Tiefengeothermie zu stemmen. Das betrifft zum einen verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen, ebenso aber klare Aussagen zu Fördermitteln, die von EU, Bund oder Land bereitgestellt werden können, um die Klimaziele zu erreichen. Denn ohne finanzielle Förderung können die Kommunen einen wesentlichen Schritt nicht umsetzen, der für ein regionales Wärmenetz zwingend benötigt wird: Kommunale Verteilnetze aufzubauen, um die mit der regionalen Trasse zur Verfügung gestellte Wärme an die Verbrauchsstellen zu bringen. Zudem ist eine politische Regelung für den Fall eines noch so unwahrscheinlichen Schadensereignisses nötig, um höchstmögliche Zustimmung in der Bevölkerung zu erreichen. Zur Freude der Gastgeber bestätigte der Staatssekretär abschließend, dass man im Ministerium aktuell genau an diesen Lösungen engagiert arbeite.
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