Der zweite Beitrag in unserer Video-Reihe „Nachhaltige Projekte im Landkreis“ stellt den Verein Gutes Gemüse – Initiative für eine solidarische Landwirtschaft e.V. in Weingarten vor. Gegründet vor zehn Jahren, hat das Projekt inzwischen einige Höhen und Tiefen durchlebt, sich aber bis heute halten und zunehmend etablieren können, wie Vorstandsmitglied Klaus Stirn berichtet.
Inzwischen versorgen sich mehr als 70 Haushalte überwiegend aus Weingarten, aber auch aus dem näheren Umland selbst mit GUTEM GEMÜSE, was für die Initiative inzwischen eine Art Markenname geworden ist. Das funktioniert vor allem mit viel ehrenamtlichem Engagement der Mitglieder, die sich immer dienstags zum Gärtnern treffen und damit dem hauptamtlich angestellten Gärtner und den saisonweise beschäftigten Aushilfskräften zur Hand gehen. Jeden Freitag und Samstag wird dann geerntet, sodass sich jedes Mitglied am Samstag den wöchentlichen Erntekorb abholen kann – 52 Mal im Jahr.
Die bewirtschafteten Ländereien liegen direkt in und um Weingarten, was natürlich auch die An- und Abfahrt der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer per Fahrrad begünstigt. Angebaut werden die Gemüsesorten nach einem ganzjährigen Anbauplan; so gibt es im Sommer beispielsweise Zucchini, Paprika oder Tomaten, im Herbst und Winter eher Kohlsorten oder Karotten. Aber auch für Lagerware wie Kartoffeln und Zwiebeln sorgt der Verein vor, sodass der eine oder andere Haushalt ganzjährig den gesamten Gemüsebedarf aus der Selbstversorgung decken kann.
Zusätzlich hat die Initiative von der Gemeinde Streuobstwiesen gepachtet. Einmal im Jahr kommt dann das “Natursaftmobil” zu Besuch und presst das Streuobst zu Saft, der dann eingelagert wird. Damit erweitert der Verein nicht nur das Sortimentsangebot um ein weiteres leckeres und gesundes Lebensmittel, sondern leistet auch einen aktiven Beitrag gegen das landauf, landab zu beobachtende Sterben der Streuobstwiesen, die eine immense Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt haben. Und auch die Imker, die Teil der Initiative sind und ihren Honig an die Mitglieder verkaufen, tragen ihren Teil dazu bei.
Finanziert wird das Projekt nach einem solidarischen Modell. Jeweils im November können sich Interessierte bei der “Bieterrunde” an den Kosten für das Jahresbudget beteiligen, mit dem die fixen Kosten für den Jahresanbauplan finanziert werden. Damit verschreiben sie sich dem Projekt ein Jahr lang als Teil der Initiative. Bei der Abnahme des damit erzeugten Gemüses werden dann keine festen Preise aufgerufen, sondern Beträge gezahlt, die sich an den finanziellen Möglichkeiten des Mitglieds orientieren. Darin sieht Stirn auch die finanzielle Nachhaltigkeit: dass sich alle beteiligen können, die interessiert an gemeinsam erzeugtem guten Gemüse sind, unabhängig von ihrem Haushaltseinkommen.
Natürlich müsse man Arbeit in die Sache stecken, als Mitglied des Vorstands bisweilen auch Nerven. Aber das lohne sich ganz offensichtlich für alle Mitglieder, da als Lohn nicht nur frisches, selbst angebautes Gemüse lockt, sondern auch die Aufnahme in eine Solidargemeinschaft, in der man mit Gleichgesinnten etwas Gutes tut – für sich selbst und für die Umwelt. Genau das sei auch das Schöne an dem Projekt, dass man damit die Verbindung von der großen Vision zum konkreten Tun schaffe.
Man darf gespannt sein, wohin sich der Verein weiterentwickelt. An Überlegungen zur Erweiterung des Angebots mangelt es nicht, sei es nun etwa eine Pilzzucht oder Hühnerhaltung zur Eigenproduktion von Eiern.
Wer mehr über den Verein wissen will, wird fündig unter gutesgemuese.de/.
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