Spannende Team-Events kennt das UEA-Team schon: Exkursionen zu Projekten oder Ausstellungen rund um Klimaschutz, Nachhaltigkeit oder auch Klimawandelanpassung mit anschließendem Austausch sind inzwischen willkommene Tradition geworden. Ob eine Terra-Preta-Versuchsanlage, BUGA Mannheim oder eine Sonderausstellung im ZKM zu nachhaltigem Bauen: Die Kolleginnen und Kollegen nehmen immer wertvolle Impulse auch für ihre eigene Arbeit mit.
Am Freitag, den 26. April 2024, gab es wieder ein besonders lohnendes Ziel für das UEA-Team: Das RoofKIT am Rande des KIT-Campus. Nachdem das Modellprojekt zum nachhaltigen Bauen schon einmal Exkursionsziel im Rahmen des Starter-Pakets Holzbau für Kommunen war, hatte Bettina Holzleiter, Architektin und Projektkoordinatorin Starter-Paket, die interessante Besichtigung fürs UEA-Team organisiert.
Bei schönstem Frühlingswetter nahm Michelle Montnacher von der Projektgruppe des RoofKIT ihre Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine gedankliche Reise durch den internationalen Studierenden-Wettbewerb „Solar Decathlon Europe 21/22“ (SDE). Initiiert von der Bergischen Universität Wuppertal und gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), hat der SDE das Ziel, vor dem Hintergrund des Klimawandels die Energiewende in urbanen Quartieren voranzubringen und so dazu beizutragen, bis 2050 einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen. Dabei konnten Studierendenteams aus ganz Europa Projektskizzen einreichen, die entweder Sanierung und Erweiterung, Baulückenschließung oder Sanierung und Aufstockung zu einem ganz bestimmten Standort in Wuppertal besonders nachhaltig umsetzen.
Das RoofKIT-Team um Prof. Dirk E. Hebel, Professor für Entwerfen und Nachhaltiges Bauen und Leiter der Architektur-Fakultät am KIT, entscheid sich für ein cleveres Aufstockungskonzept und qualifizierte sich damit als eins von 18 Teams aus Ländern für die Teilnahme an der Wettbewerbs-Endrunde. Das Besondere an dem Konzept: Für die modulare Aufstockung, die im fiktiven Wettbewerbsrahmen ein traditionelles, beliebtes Café in Wuppertal “nach oben erweitern” sollte, wurde so weit wie möglich auf neue Baumaterialien verzichtet.
So stammt ein Großteil des Holzes für die Vollholzkonstruktion aus einer abgerissenen Scheune in Freiburg, die Fenster wurden aus Fehlanfertigungen oder über Internetauktionen zusammengesammelt und die notwendigen Folien für die Abdichtung der Außenwände bestehen aus ehemaligen LKW-Planen. Konstruktiv führte das zu einem spannenden und völlig unüblichen Vorgehen: Die angehenden Architektinnen und Architekten entwarfen Fassade und Außenhülle auf Grundlage der kuriosen “Fenstersammlung” und planten die Außenwände so, dass die Fenster hineinpassen – und nicht wie üblich umgekehrt.
Aber auch sonst waren die Gäste der Führung von der Wahl der Materialien im Innenbereich beeindruckt: Die Wände aus Lehmputz, Dämmmaterial aus einem eigens dafür gezüchteten Pilz-Myzel, der Unterbau der Fußbodenheizung aus Lehm oder auch die Arbeitsflächen und Einbauküche aus gepressten Joghurtbechern sind nur einige der vielen innovativen Ansätze mit denen das RoofKIT am Ende tatsächlich Gesamtsieger des SDE wurde. Ein Aspekt war dabei auch, dass das komplette Baumodul, das in Wuppertal auf dem Wettberwerbsgelände aufgeständert errichtet wurde, vollständig in die einzelnen Baumaterialien zerlegt werden und damit wieder dem Kreislauf zugeführt werden kann. Sogar auf Spiegelglas, das nicht wirtschaftlich recycelt werden können, konnte dank hochpolierter Edelstahlflächen im Sanitärbereich verzichtet werden.
Tatsächlich wird das RoofKIT seit seinem “Umzug” von Wuppertal auf den KIT-Campus auch wohnlich genutzt. Nicht nur Kochpartys und Übernachtungswochenenden für die anderen Wettbewerbsteams wurden hier abgehalten, übrigens eine vorgeschriebene Aufgabe im Wettbewerb, um die Praxistauglichkeit des Entwurfs unter Beweis zu stellen. Bis heute dient das RoofKIT, das über Wärmepumpen und Solarmodule auch den eigenen Energiebedarf selbst erneuerbar erzeugt, immer wieder als Herberge für Fakultätsgäste oder Gastprofessuren.
Auch wenn viele Elemente aus dem Gesamtensemble vermutlich in absehbarer Zeit nicht über einen Modellcharakter hinauskommen werden, waren doch alle aus dem UEA-Team beeindruckt und vom einen oder anderen Detail regelrecht begeistert. Nach einem gemeinsamen Spaziergang ließen die Kolleginnen und Kollegen den Nachmittag und Abend mit angeregten Gesprächen zu der Exkursion, aber zu ihren unterschiedlichsten Projekten ausklingen. “Schön war´s” war dann auch das immer wieder zu hörende Fazit bei der Verabschiedung ins wohlverdiente Wochenende.
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