Stadtviertel soll C02-frei werden
Man nehme: Einen Biogaskessel, zwei Kessel mit Pellets und eine Solarthermieanlage auf dem Dach. Damit heize man ab Winter 2020 das Berufliche Bildungszentrum (BBZ) des Landkreises Karlsruhe und schließe in den nächsten Jahren weitere öffentliche wie private Gebäude an.
Das Ergebnis: ein mittelfristig praktisch C02-freies Quartier und ein veritabler Beitrag zum Klimaschutz. Mit dem symbolischen Spatenstich am Dienstagvormittag ging das Projekt „Heizzentrale im Musikerviertel“ offiziell an den Start. Partner dabei sind die Umwelt- und Energieagentur, der Landkreis Karlsruhe, die Stadt und die Stadtwerke Ettlingen. Letzgenannte investieren in das Vorhaben rund 5,6 Millionen Euro und erhalten laut Geschäftsführer Eberhard Oehler dafür einen Zuschuss aus dem Bundesumweltministerium von 4,1 Millionen Euro. Das sei die „größte Einzelsummenförderung“ der Behörde überhaupt.
Für Oehler ist klar: „Die Energiewende gelingt nur von unten nach oben, nicht umgekehrt“. Er sei sich „ziemlich sicher“, dass eine CO2-Steuer kommen werde, die Nutzer von Öl und Gas belasten werde. Daher sei es nur konsequent, auf CO2-Freiheit hinzuarbeiten und das Nahwärmenetz immer enger zu knüpfen. Angeschlossen werden sollen an die Heizzentrale neben Gebäuden der Ettlinger Baugenossenschaften beispielsweise auch der künftiger Stadtbau-Kindergarten auf dem Festplatz. Und natürlich private Hausbesitzer, so sie dies wollen. Allerdings ist die Nachfrage hier noch verhalten.
OB Johannes Arnold sprach von einem umweltpolitischen Vorzeigeprojekt und einer Vorreiterrolle, die Ettlingen damit im Landkreis einnehme. Die Ausschreibungen seien „ so gut wie durch“, er gehe davon aus, dass die 5,7 Millionen Euro gehalten werden können. Den Landkreis – vertreten durch Kämmerer Ragnar Watteroth – beglückwünschte Arnold zum ersten, fast fertiggestellten Bauabschnitt des BBZ: „Der ist extrem gelungen“. Laut Watteroth investierte der Kreis hier 21,6 Millionen Euro, weitere 50 Millionen werden im zweiten Bauabschnitt folgen. Abgeschlossen sein soll das Kapitel BBZ bis 2024/25. Derzeit gebe es insgesamt 25 „zeozweifrei“-Quartierskonzepte im Landkreis Karlsruhe, ließ Watteroth wissen, am weitesten gediehen sei das in Ettlingen. Bruchsal und Kronau würden jetzt folgen.
Ein paar Zahlen erhielten die Spatenstich-Gäste auch. So informierte Stefan Blüm von den Stadtwerken, dass der Biogaskessel nur Spitzenzeiten im Winter abdecken solle, er bringe 2 000 Kilowattstunden. Der große Pelletskessel habe eine Leistung von maximal 1 250 kw, der kleine von 540. Der Wärmespeicher fasst bis zu 100 000 Liter heißes Wasser. Eine Fläche von knapp 700 Quadratmetern hat die Solarthermieanlage auf dem Dach des Bildungszentrums. Zur Heizzentrale gehört auch ein 23 Meter hoher Schornstein, aus dem die gefilterten Abgase der Pelletskessel und des Biogaskessels aufsteigen. Die Feinstaubbelastung werde durch die Filteranlage unter den gesetzlichen Vorgaben bleiben, sagte Blüm.
MAL WIEDER EIN SPATENSTICH in Ettlingen – diesmal für die Heizzentrale am BBZ, an die weitere Gebäude im Musikerviertel angeschlossen werden sollen mit dem Ziel „zeozweifreies Quartier“.
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