Für viele Unternehmen in der Region ist die Klimaneutralität ein wichtiges strategisches Ziel geworden. Ob bis 2025, 2030 oder erst 2050, vorrangig ist neben der Zielsetzung als solches die Vorgehensweise.
- Vermeidung
- Reduktion
- Kompensation
Der Dreiklang und seine Hierarchie müssen unbedingt eingehalten werden. Die CO2-Kompensation, häufig in Ländern des Globalen Südens, kann nur die letzte Lösung sein für jene CO2-Emissionen, die unvermeidbar sind. Doch welche sind das? Diese Frage muss ständig neu durchdacht werden, da Innovationen und neue Technologien es ermöglichen, Prozesse fossilfrei betreiben und Produkte ohne CO2-Ausstoß produzieren zu können.
Der Ausgangspunkt: CO2-Bilanzierung
Zu Beginn ist die Ist-Situation zu erfassen, um davon ausgehend den Dreiklang auf die einzelnen Bereiche anzuwenden. Die Bilanz kann mithilfe des kostenlosen Tools Ecocockpit erfolgen. Das Tool ist sehr einfach zu handhaben, wenn die erforderlichen Daten wie die Energieverbräuche bekannt sind. Wichtig ist es, die richtigen Bilanzgrenzen zu setzen, insbesondere in Bezug auf Scope 3 Emissionen, und anschließend Einsparpotenziale zu identifizieren. Hierzu kann das Greenhouse Gas Protocol (GHG-Protokoll) als Orientierungshilfe dienen, welches kostenfrei zu nutzen ist und diese Bilanzgrenzen definiert.
Die Geltungsbereiche des GHG-Protokolls und die Emissionen in einer Wertschöpfungskette
Scope 1: alle direkten, d.h. aus Quellen innerhalb der Unternehmensgrenzen stammenden, Emissionen.
Scope 2: die indirekten Emissionen aus außerhalb erzeugtem und eingekauftem Strom, Dampf, Wärme und Kälte.
Scope 3: alle sonstigen indirekten Emissionen, darunter die aus der Herstellung und dem Transport eingekaufter Güter, Verteilung und Nutzung der eigenen Produkte, oder der Entsorgung von Abfällen; Emissionen aufgrund von Geschäftsreisen.
Für KMU gibt es vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bis zu 700€ Fördermittel pro Tonne eingespartem CO2, wenn Maßnahmen umgesetzt werden. Diese Mittel können die Amortisationszeiten sowie den internen Zinsfuß von Maßnahmen erheblich verbessern. Wer langfristig denkt und handelt, kann viel Geld bekommen, um CO2-Emissionen zu vermeiden, die in Zukunft voraussichtlich stärker besteuert werden als heute.
CO2-Vermeidung vs. CO2-Kompensation
CO2-Vermeidungsmaßnahmen wie beispielsweise die Steigerung der Energieeffizienz im Unternehmen zu identifizieren und anzugehen ist einer der ersten Schritte auf dem Weg zu mehr Klimaschutz. In der Wirtschaftlichkeitsberechnung sollte ein angemessener CO2-Preis festgelegt sein, der zusätzlich zu den Einsparungen bei vermiedenen Kompensationskosten die langfristig effizientesten Lösungen oft klar hervorhebt. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass da wo möglich vermieden statt kompensiert wird.
Was ist ein angemessener CO2-Preis?
Der aktuell festgelegte CO2-Preis in Deutschland, der 2025 55€ pro Tonne vorsieht, muss, sofern die Klimaschutzziele von Bund, Land und unserem Landkreis (zeozweifrei 2035) erreicht werden sollen, stark erhöht werden. Das Umweltbundesamt hat die tatsächlichen Folgekosten der Emission von einer Tonne CO2 erst kürzlich von 180€ auf 195€ erhöht – Tendenz steigend. Viele Unternehmen rechnen aktuell mit einem internen CO2-Preis von 100€ die Tonne.
Wo und wie kompensieren?
Hierzu hat das Umweltministerium BW einen Leitfaden veröffentlicht, der kostenfrei heruntergeladen werden kann. Hierin werden die verschiedenen Kompensationsstandards und -projekte beleuchtet und Vor- und Nachteile herausgearbeitet. Zertifikate, die beispielsweise die Kriterien der Zusätzlichkeit oder Permanenz nicht erfüllen, können sich im Nachhinein als teure Missverständnisse herausstellen. Ein weiteres Problem ist die Doppelzählung von CO2-Kompensationen. Diese tritt auf, wenn zum einen Sie als Unternehmen beispielsweise in Ghana über ein Aufforstungsprojekt CO2-Emissionen kompensieren möchten. Die Regierung Ghanas wird aber diese Aufforstung auch in ihre eigene CO2-Bilanz aufnehmen, da das Projekt innerhalb der eigenen Landesgrenzen durchgeführt wird. Somit wird das eingesparte CO2 doppelt gezählt und zwei Organisationen zugerechnet.
Grundsätzlich gilt:
- Vorsicht bei unzertifizierten Projekten
- Vorsicht bei günstigen Preisen (als Anhaltspunkt sollte dienen, dass in der Regel nachhaltige Kompensationsprojekte mindestens 30€ pro eingesparter Tonne CO2 kosten
- Kriterien wie Zusätzlichkeit, Permanenz, Doppelzählung überprüfen
Außerdem enthält der Leitfaden wertvolle Tipps und Hinweise, wie die durchgeführten Maßnahmen werbewirksam und sachlich richtig kommuniziert werden können. Durch eine überzeugende Kommunikation nach außen (und innen!) können entscheidende Vorteile in der Wahrnehmung der Kundinnen und Kunden, aber auch der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erzielt werden.
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