Die Anwendung von Pflanzenkohle, also verkohltem, holzartigen Grüngut, ist allgemein als “Terra Preta”, Schwarzerde, bekannt. Die Funktionsweise ist denkbar einfach: Wird Holz unter Ausschluss von Sauerstoff erhitzt, beginnen alle flüchtigen Bestandteile auszugasen. Dieses Gas enthält hauptsächlich Methan und ist brennbar, kann also der Erhitzung dienen.
So entsteht ein exothermer Prozess, bei dem am Ende Pflanzenkohle übrig bleibt, die zu über 90% aus reinem Kohlenstoff besteht. Dieses hochporöse Material kann, mit Nährstoffen (und Wasser) angereichert, als Bodenverbesserer das Pflanzenwachstum verbessern, aber auch Tieren zum Futter beigemischt werden. Untersuchungen der ETH Zürich zeigen, dass die Verdauung von Kühen durch die Beimischung von Pflanzenkohle weniger Methanausstoß verursacht. Im Ackerbau kann die Pflanzenkohle über die enthaltene Kohlenstoffbindung hinaus wertvolle zusätzliche klimapositive Effekte erzielen, wie etwa die Verringerung von Lachgasemissionen aus landwirtschaftlich genutzten Böden.
Somit erfüllt die Pflanzenkohle viele Nutzen gleichzeitig von der Erhöhung des Humusgehalts im Boden über die Verringerung klimaschädlicher Emissionen und die eigene CO2-Bindung durch jahrhundertelange Speicherung von Kohlenstoff bis zur Verbesserung der Wasserhaltefähigkeit des Bodens. Und gerade die Wasserhaltefähigkeit ist eine zunehmend bedeutende Eigenschaft im Zeichen des Klimawandels und des häufiger auftretenden Extremwetters.
Abhängig von der Qualität der Rohstoffe kann Terra preta vielseitig eingesetzt werden. So darf nur Pflanzenkohle aus unbehandeltem Holz als Tierfutter oder in der Landwirtschaft verwendet werden. Unter Einhaltung höchster Qualitätskriterien ist sogar die Verwendung in der Pharmaindustrie zur Herstellung von Kohletabletten möglich. Kohlen aus verunreinigten Eingangsmaterialien können in Filtern direkt oder als weiterverarbeitete “Aktivkohle”, aber auch als Füllstoffe in der Zement- oder Kunststoffindustrie eingesetzt werden. Unter anderem Daimler-Benz experimentiert bereits mit Pflanzenkohle als Füllstoff in Verbundmaterialien, um die CO2-Emissionen des Herstellungsprozesses durch langfristige Bindung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu reduzieren.
Hinzu kommt die Möglichkeit, die Abwärme des Pyrolyseprozesses zu verstromen und die Abwärme zur Beheizung von Wärmenetzen zu verwenden. Daher ist das Projekt bei uns in die regionale Wärmeausbaustrategie eingebettet.
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